Der Weg zum perfekten Sommer-Schnitt: mein erstes „Sorbetto-Top“
Am 18. April habe ich in diesem Blogpost beklagt, wie abgetragen meine alten, noch gekauften Sommersachen sind. Wenn es nun plötzlich warm wird (obwohl ich nicht mehr daran glaube), habe ich nichts anzuziehen!
Da schrieb ich von meinen trial and error Versuchen mit Jersey-Stoff – geendet sind sie trotz positiver Aussichten bei error. Die Feiertage waren vorbei, ich war genervt von abstehenden Halsausschnitten und beschloss, mir und dem Jersey eine Beziehungspause zu gönnen.
Gratis-Schnitt nachkonstruieren?
Pause von Jersey – ja. Die ebenfalls angepeilte Nähpause habe ich nicht lange durchgehalten.
Ich fand, nun ist der perfekte Zeitpunkt, um das Sorbetto-Top von Colette Patterns auszuprobieren. Sorbetto ist ein Gratis-Schnittmuster, zu finden und zu holen im Colette Patterns Shop (man muss sich nur vorher registrieren).
Ein schönes anfängertaugliches Projekt, viel besprochen und präsentiert in den Weiten des Internets, wandelbar – eine gute Ausgangsbasis für die Suche nach dem perfekten Sommerschnitt. Ich beschloss aber, mir nur die Nähanleitung herunter zu laden und den Schnitt selbst zu konstruieren. Nicht, weil ich Herausforderungen so sehr liebe – es schien mir in der Tat der einfachere Weg.
Den Schnitt im richtigen Maßstab ausdrucken, zusammenlegen, zusammenkleben, dann ausschneiden – und dann? anpassen, natürlich. Und zwar nicht nur den Brustabnäher verlegen…
Den Schnitt gibt es zwar in unglaublichen 13 Größen, aber die kleinste Größe, die von den Medien so verpönte Size Zero, geht hier von einer Brustweite von 84 cm aus. Ich habe aber 77 – das sind fast zwei Größen weniger!! Was wär das dann, die Doppel- oder die Dreifachnull?! Hm… Es ist ein komisches Gefühl, nicht in ein Raster zu passen.
An einem Samstag um 10:13 stellte ich mich an meinen Zeichentisch, um 10:56 war der Schnitt fertig und auch schon abgepaust. Es gibt nichts einfacheres zu konstruieren, als ein ärmelloses Top mit Brustabnähern.
Und hier das Gesamtoutfit!
Top: Viskose-Stoff mit Papageien-Print
Jeans: Diesel
Gürtel: Hugo Boss
Pumps: Evita
Das Nähen hat dann mit allen Unterbrechungen und drum und dran eine Woche gedauert, also bis zum nächsten Samstag. Am Sonntag konnten wir das Top in der Lobby unseres Hotels in Rotterdam ablichten. Geplant war natürlich ein Shooting draußen, aber bei 11 Grad mit eisigem Nordwind… 🙂 So entstanden also die ersten Indoor-Fotos in meinem Blog.
Ich bin froh, die Nähanleitung des Tops ausgedruckt zu haben, ohne sie hätte ich einige Schritte umständlicher gemacht. Arg verschätzt habe ich mich in der Breite der Falte vorne – wenn ich meine Bluse mit der technischen Zeichnung von Colette Patterns vergleiche, könnte sie glatt 5 cm breiter sein. Aber so ist es doch auch hübsch.
Neues Top, neuer Schnitt
Ich bin sehr stolz auf mich und werde das Top sicherlich oft tragen. Für das nächste Modell (guess what! ich habe noch einen Vogelstoff, diesmal reine Seide!) werde ich den Schnitt allerdings neu konstruieren (mühsam nährt sich das Eichhörnchen 🙂 )
Ich werde die Schulter erhöhen, ich habe nämlich zwar breite, aber stark abfallende Schultern. Die Brustspitze des Grundschnitts gehört um 1,5 korrigiert (was das ausmachen kann! vor allem bei festem Stoff! Vielleicht war auch das eines der gravierenden Probleme bei diesen Versuchen). Außerdem werde ich das Top etwas verlängern, da der leichte Sommerstoff zu gerne rauf rutscht.
Und – ich denke über kleine kurze Ärmel nach.
Ich bin noch nicht ganz überzeugt von der Kombi des fließenden Stoffs und der „abgeschnittenen“ Schulterpartie. Bei Jersey-Leibchen stört mich das gar nicht, aber sie zeigen auch mehr Schulter.
Ich finde gerade meinen Schulter- und Armbereich schön und gut proportioniert, aber diese Armausschnitte finde ich nicht sehr vorteilhaft und ich konnte es für mich noch nicht ausformulieren, warum. Grundsätzlich gilt aus meiner Sicht:
- Einem Großteil der Frauen steht es, wenn die Schultern etwas betont sind (optisches Gegengewicht zu Taille und Hüfte!)
Dieses Modell hingegen lässt die Schultern schmäler wirken als sie sind. Kurze Ärmel würden hier die Schulterlinie fortführen und sie an ihrer natürlichen Stelle enden lassen.
Also der nächste Vogelstoff bekommt Ärmel und ich schaue dann, was mir besser gefällt 🙂 Vielleicht lasse ich euch sogar abstimmen 🙂
Und nun verlinke ich zu meinem geliebten MeMadeMittwoch und werde da gleich ein wenig stöbern bei meinem ersten Kaffee 🙂
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kuestensocke
Du hast nach meinen Schluppentops gefragt. Bei Webstoff/Seide/Batist schneide ich die Schluppen immer im schrägen Fadenlauf, dann legt es sich besser um den Hals. Bei Jersey nehme ich den normalen Fadenlauf, das klappt wunderbar. Da bin ich auf Deine Exemplare sehr gespannt. Wenn man ein Schluppenshirt mit Blazer/Jacke tragen möchte, dann sollte der Ausschnitt recht nah am Hals sein, weil es sonst unter der Jacke „wurschtelt“. Darum nehme ich dafür einen anderen Schnitt als das Sorbetto mit dem recht luftigen Halsausschnitt. LG Kuestensocke
blaue Seide
Das war mir eine große Hilfe, danke!! An die Sache mit dem Ausschnitt habe ich gar nicht gedacht, obwohl ich es natürlich von gekauften Blusen kenne, das „Wurschteln“. Dh, kleiner Ausschnitt und schräger Fadenlauf, alles klar 😉 Lg Juli
kuestensocke
Sorbetto ist wirklich ein toller Schnitt, den ich auch schon mehrfach genäht habe und den man sich gut anpassen kann. die Varianten mit Ärmel gefallen mir durchweg besser, schaut irgendwie vollständiger aus. Dein Stoff ist ganz entzückend, gefällt mir sehr sehr gut. LG Kuestensocke
blaue Seide
Oh, danke!! Freut mich, dass ich da Bestätigung bekomme, wie gesagt, ich bin mir noch nicht ganz im Klaren, was es ist was mich stört, du hast es gut gesagt mit „unvollständig“. 🙂 Ganz liebe Grüße
Juli