Refashion – Kleinkindhose aus Mullwindel genäht
Ach, meine Lieben, ich erlebe gerade meinen ersten Sommer mit einem Kleinkind – und es ist so schön! Mein Kleiner läuft, spielt im Sand, unterhält sich mit Hilfe von Zeichen mit mir, läuft, plantscht, läuft mir davon, und läuft… und läuft… Habe ich schon das Weglaufen erwähnt? Für Mamas und Papas hat jede Phase des Kindes einen eigenen Zauber, doch diese Zeit ist eindeutig die lustigste bisher. Auch erholen sich langsam mein Rücken und meine Handgelenke vom vielen Tragen des ersten Babyjahres – denn mein Kleiner läuft ja selber! Und ich ihm hinterher….
Minimal war vor dem Kind
Ihr wisst, ich bin ein großer Fan des Minimalismus, auch wenn ich in der Praxis oft genug daran scheitere. Als ich schwanger war, dachte ich und sagte ich oft genug – „Ein Baby braucht doch gar nicht so viel.“ Tja, die Realität war – wie so oft – eine andere. Als das erste Lebensjahr von meinem Sohnemann vollendet war, hatte ich mindestens einen großen Schrank voll von Sachen, die zu verkaufen, verschenken, wegzugeben oder sonst wie loszulassen wären. Das Kind wird zwar größer, aber die Wohnung nicht.
Und das Überraschende dabei war: wir haben alle diese Sachen wirklich „gebraucht“, also richtig intensiv genutzt. Angefangen mit der elektronischen Wippe, der Lamm-Fußsack für den Kinderwagen, drei Tragehilfen in unterschiedlichen Größen… All das und noch viel mehr waren meine wertvollen Retter im anstrengenden ersten Babyjahr. Und ja, meine über 30 Mullwindeln. Ich hatte tatsächlich so viele und tatsächlich nahm ich an manchen Tagen die letzte saubere aus der Wickelkommode heraus.
Unglaublich, wie vielfältig man so eine Mullwindel verwenden kann! Vor dem Kind kannte ich nur ihre Funktion als Spucktuch, und das war tatsächlich ihr wichtigster Einsatz, weshalb wir täglich so viele davon gebraucht haben. Außerdem haben wir die Mullwindeln verwendet als Sichtschutz, hygienischer Kopfkissenersatz, Wickelunterlage, leichte Decke, Sonnenblende, schneller Putzlappen für Malheurs aller Art, später auch als Lätzchen und Servietten.
Es war noch vor seinem ersten Geburtstag, als ich plötzlich realisiert habe, dass wir nicht mehr so viele Mullwindeln brauchen. Plötzlich passten sie nicht mehr in ihre Schublade, die nur Platz für 12-15 Stück hergibt. Bisher war das kein Problem, da sehr viele Windeln gleichzeitig in Gebrauch bzw. in der Wäsche waren. Aber plötzlich hatten sie ausgedient.
Ein Menschenkind ist kein Elephantenbaby
Zeitgleich mit anderen Entwicklungen in unserem Alltag hat sich das Wachtumstempo des Kleinen im zweiten Lebensjahr rapid verlangsamt. Man gewöhnt sich unweigerlich an das Tempo des ersten Jahres und bekommt das Gefühl, es wird so weiter gehen – aber dann wären die Kinder bis zum Schuleintritt so groß wie Elefanten! Sein Gewicht hat sich von der Geburt bis zu seinem ersten Geburtstag verdreieinhalbfacht. Wenn die Wachstumskurve gleich bleiben würde, hätte er mit ca. 2 Jahren und 2 Monaten mein Gewicht eingeholt ))
Genug Mathematik – also nachdem mein Sohn nach einem halben Jahr in Größe 86 wieder auf Größe 80 bei Hosen umgestiegen ist, da er als Lauf- und Kletteranfänger seinen Babyspeck quasi über Nacht verloren hat, habe ich mich bereit gefühlt, endlich zum ersten Mal etwas für ihn zu nähen. Obwohl ich noch hier behauptet habe, das würde ich nie, nie tun. Nun würde es sich endlich auszahlen.
Außerdem waren mir die vielen Mullwindeln schon lange ein Dorn im Auge. Sie nehmen so viel Platz weg, und ganz ehrlich, über 100 Mal gewaschene Mulltücher ist kein Teil der Babyaustattung, den man später einfach verkaufen oder verschenken kann. Da kam die Musselin-Schnittmuster Kollektion für Babies in der Frühjahrs-Burda dieses Jahres genau richtig.
Das Schnittmuster: Babyhose Burda 2/2019
Leider, leider geht das Schnittmuster nur bis Größe 80. Das bedeutet, dass ich mich für den nächsten Sommer nach einem anderen Hosenschnittmuster umsehen muss. Aber dieses Jahr passt sie ihm sicher so lange, bis es wieder kalt und dunkel ist. Im Frühherbst kann er sie außerdem als Pyjamahose tragen.
Ich habe mit dem Gedanken gespielt, das Schnittmuster auf Größe 86 zu vergrößern, auf die gleiche Art und Weise, wie ich Schnittmuster für mich auf Größe 34 oder 32 verkleinere. Dann habe ich das Schnittmuster mit Hosen verglichen, die mein Sohn gerade trägt und es doch so gelassen wie es ist.
Als einzige Änderung habe ich 3 cm am Saum hinzugefügt, damit die Hose bis zum Herbst ganz sicher nicht zu kurz wird. Das Gummiband für den Bund habe ich hingegen kürzer genommen, als angegeben – dazu habe ich es einfach um seine Taille gelegt, ohne es zu dehnen und geschaut, wie breit der Bund werden soll.
Ach, Musselin!
Die Windel war ziemlich leicht zuzuschneiden und zu nähen, und sie trägt sich wunderbar! Sehr leicht und atmungsaktiv, Gras-, Matsch-, Erdbeer- und Sandflecken verschwinden nach einem 40 Grad Waschgang, als wären sie nie gewesen.
Das Schnittmuster sieht aber einen „echten“ Musselinstoff vor, und obwohl ich vor der Fertigstellung dachte, der Windelstoff sei Musselin, wurde ich durch eine kurze Recherche eines Besseren belehrt.
Richtiger Musselinstoff ist viel dichter gewebt, und franst daher nicht so leicht aus. Er ist noch anschmiegsamer, und gleichzeitig wesentlich strapazierfähiger, was im Laufe seiner Kindheit vermutlich immer mehr eine Rolle spielen wird.
Nur zu gerne würde ich für mein nächstes Kleinkind-Projekt echten, hochwertigen Musselinstoff besorgen! Nur, was mache ich dann wirklich mit den ganzen Mulltüchern?
Schnittmuster Babyhose: BurdaStyle 2/2019 #129
Mullwindeln: Little Chums von Lässig. Die zweite Windel habe ich noch und werde mich nicht so schnell von ihr trennen. Sie ist ein toller Handtuch-Ersatz im Freibad – saugt mehr auf, trocknet schneller und ist soo zart zur Kinderhaut!