Endlich habe ich meine Lieblingshose nachgenäht – BurdaStyle 2/2016
Heute Nacht, Amsterdam,
wird ein Traum angespült
und der glaubt, er erfüllt
sich bei dir, Amsterdam.
Ich bin immer noch super dabei, meine alten Schätze abzuarbeiten. Zugegeben, mittlerweile habe ich auch schon drei neue Seidenstoffe gekauft… Und zum Teil auch schon verarbeitet. Aber es kommen auch immer wieder alte Stoffe weg, darunter auch solche, die ich heute nicht mehr gekauft hätte.
Den rosa Baumwoll-Satin habe ich ganz am Anfang meines Näh-Werdegangs in Amsterdam gekauft. Neben dem netten Wollgeschäft Stephen and Penelope befindet sich ein kleines Stoffgeschäft. Es gehört sicher nicht zu meinen persönlichen Top 5 Stoffgeschäften, ich kann mich, ehrlich gesagt, an nichts erinnern, was meine Aufmerksamkeit besonders erweckt hätte. Jede Menge Jersey und Patchwork-Baumwolle, aber langweilige Muster, nichts fancy. Und auch viele Stoffqualitäten ohne Muster – vielleicht war ich da einfach noch nicht erfahren genug, um richtige Schätze zu finden?
Es wird eine Bluse!
Ich hätte dort genau so nichts kaufen können – doch ich wusste, am Dienstag geht unser Flug zurück und am Donnerstag habe ich meinen Nähkurs, wo ich mich zum ersten Mal an eine Bluse wagen würde! Ich brauchte also einen Stoff für die Bluse – und kaufte schließlich zwei, einen weißen und den rosa Satin.
Damals war ich ja noch richtig in den Anfängen… Wie sonst kann ich mir die Ausbeute an dem Tag erklären. In dem Wollgeschäft Stephen & Penelope (das eine mega Auswahl an richtig toller Wolle hat) kaufte ich zwei Garne. Den Garn aus Wildseide habe ich schließlich meiner Mama geschenkt, weil mir die Farbe so gar nicht steht. Ich bin aber erst zu Hause drauf gekommen, hm. Die Malabrigo-Wolle, die ich ebenfalls dort gekauft habe, liegt immer noch irgendwo herum, und ich weiß nicht, was ich damit machen könnte. Ich wollte einen Loopschal für den Winter stricken – aber ich trage gar keine Loops! Und sie ist viel zu dünn und viel zu wenig für alles… Ich könnte mir damit ein paar kurze Socken mit Nadelstärke 2 stricken… – Nein, danke, vielleicht im nächsten Leben!
Nach dieser Ausbeute schaute ich in das Stoffgeschäft nebenan. Und, was soll ich sagen – die weiße Bluse, die ich mir damals aus der Amsterdam-Baumwolle genäht habe, ist schon lange nicht mehr in meinem Besitz. Was habe ich mir für ein komisches Modell mit komischen Ärmeln ausgesucht. Der rosa Satin hätte eine zweite Bluse nach dem gleichen Schnittmuster werden sollen – ich habe zum Glück recht rasch eingesehen, dass ein solches Monster in meinem Kleiderschrank reicht. Da dieser Satin auch noch von der festeren Sorte ist (und eigentlich kein passender Stoff für Blusen!) wäre die Monstrosität der zweiten Bluse wohl ins Unermessliche gestiegen.
Alles, was blieb…
So viel ich in Amsterdam auch gekauft habe, blieb nach Monaten nur der rosa Satin, der zumindest in der Theorie zu etwas Tragbarem werden könnte. Nach fünf Jahren Nähen konnte ich zumindest mit Bestimmtheit sagen, dass es keine Bluse sein sollte.
Gleichzeitig dachte ich schon seit Jahren daran, meine erste und liebste Hose, die ich hier hier oder hier gezeigt habe, endlich mal nachzunähen. So kam es, wie es kommen musste – der rosa Satinstoff war der einzige Stoff mit einem Stretch-Anteil in meinem Besitz!
Kein Blusenstoff… aber auch kein Hosenstoff!
Natürlich musste ich meine perfekte Hose noch perfektionieren – also machte ich die Schrittlänge vorne einen Zentimeter kürzer. Damit sollte das einzige kleine Passform-Problemchen der ersten Hose endgültig Geschichte sein.
Hm. Fällt euch was auf?
Ich war so, so glücklich, als ich die Hose zum ersten Mal angezogen habe! Passform: perfekt! Keine einzige Falte! Wie eine zweite Haut!
Beim zweiten Mal anziehen – und das direkt fürs Shooting – fühlte sich die Hose schon lockerer an. Und noch bequemer.
Und dann kam die 25 Minuten lange Fahrt zur Location. Der Baumwollsatin fühlte sich auch in der überhitzten Straßenbahn sehr angenehm auf der Haut an. Sehr bequem.
Und als wir endlich ankamen – war die Passform der Hose so, wie ihr sie hier bewundern könnt ))
Lässig.
Jaja, der geforderte Stretchanteil ist im Stoff vorhanden, genau so wie bei meiner blauen Hose. Aber die formgebende und -behaltende Synthetik fehlt. Wenn ich mich nicht ganz irre, hat meine erste Hose folgende Anteile: ca. 2% Elastan, irgendwas über 30% Synthetik, etwas über 60% Wolle. Das ist der perfekte Hosenstoff. Wurde mir in meinem Lieblingsstoffgeschäft auch als solcher empfohlen.
Und die rosa Bluse, die zu einer rosa Hose geworden ist: fast 100% Baumwolle. War doch klar… Jede von uns hatte mal so eine Jeans… Die man in der Früh auf leeren Magen kaum zukriegt, und die man bereits zu Mittag am Weg von der Kantine zurück ins Büro, mit Paprikahuhn, Suppe, Salat und Schokomousse im Bauch, alle 20 Meter hochziehen muss, damit sie nicht runterfällt.
Weiß übrigens jemand, warum das bei Jeans nicht immer so ist? Das Denim ist ja grundsätzlich ein Baumwollstoff, aber bei manchen Jeansmodellen ist es sehr ausgeprägt, und bei anderen wiederum nicht. Wenn man es bloß vor dem Kauf wüsste!
Anders, aber gut
Aber wisst ihr was: für mich passt die Hose so wie sie ist. Laut BurdaStyle ist es ein Schnittmuster für eine schmale „Torero-Hose“. Mag ich auch sehr. Aber andererseits haben wir auch das Zeitalter der Mom-Jeans, der Boyfriend-Jeans, der Chinohosen. Enganliegend muss wirklich nicht immer sein. Schon gar nicht für eine rosa Sommerhose. Ja, wirklich, knalleng und schweinchenrosa: was habe ich mir denn urspünglich dabei gedacht?! Die Falten geben der Hose die nötige Prise Klasse. Finde ich.
Mittlerweile habe ich sie noch einige Male getragen, zwei Mal gewaschen und im Trockner behandelt. Mir kommt vor, die Hose ist insgesamt kürzer geworden (da müsste ich doch glatt Vergleichsfotos machen!) und behält aber ihre Form zwischen den Wäschen etwas besser. Baumwolle ist ein sehr, sehr eigensinniger Stoff, wenn es um Hosen geht.
Wie gehofft, habe ich zumindest aus dem letzten Stoff aus Amsterdam etwas gemacht, das ich tatsächlich gerne trage.
Ach ja, ich habe in Amsterdam auch Tulpenzwiebeln gekauft. Für meine Mama. In der zweiten Nacht nach dem Aussetzen wurden sie von irgendwelchen Waldtieren gefressen.
Und der Traum, er verliert,
er weiß, was jetzt kommen wird:
das, was immer schon kam,
und du wirst ganz gewiss
nur ein Riesenbeschiss,
heute Nacht, Amsterdam!
Amsterdam, Amsterdam,
Amsterdam, Amsterdam.
Liedtext: Hildegard Knef
Das Gesamtoutfit
Hose: Torero-Hose Burda Style 2/2016 #114
Aus Mangel an Stoff (hätte ja eine Bluse werden sollen!) habe ich den oberen Teil des Bundes weggelassen.
Bluse: Blusenshirt Burda Style 4/2016 #114
Auch hier habe ich sie schon getragen.
Kurzblazer: Comma,
Schuhe: What for
4 Kommentare
19nullsieben
Wow, die Hose steht dir gut! Schaut super aus! Ich freu mich auch, dass du dich mit dem Hosenstoff angefreundet hast, Hosen sind ja wirklich immer sehr heikel! 😉 Liebe Grüße, Selina
Juli
Oh danke! 😍 Ja, Hosen sind heikel, deshalb nähe ich sie so selten. Allein den Hosenschlitz habe ich schon zwei Mal im Kurs genäht und traue mich noch immer nicht, das alleine zu wiederholen )) Dieses Modell hat einen seitlichen Reißverschluss.
blaupause7
so eine ähnliche bluse habe ich auch, allerdings aus viskose, bedruckt mit roten und orangen goldfischen
blaue Seide
Wow, wie toll klingt das! Muss total schön sein.